Eine Frau fragte das Team Dr. Love am 21.2.2017
Liebes Dr. Love Team,
ich lebe mit einem Mann zusammen, den ich sehr attraktiv finde und sehr liebe. Ihm geht es mit mir wohl genauso. Wir sind sehr gerne zärtlich zueinander und machen uns gegenseitig viele Komplimente.
Nun meine Frage: In der Vergangenheit habe ich schon zweimal die Erfahrung gemacht, dass Männer sich völlig zurückgezogen haben, weil ich sexuelle Probleme thematisiert habe. In meiner aktuellen Beziehung bin ich die ganze Zeit hin- und hergerissen. Einerseits will ich unbedingt völlig transparent über alle Gedanken und Gefühle sprechen können, die ich bezüglich unserer Sexualität habe.
Andererseits habe ich total Angst, dass er dann vielleicht völlig in sich zusammen fällt. Konkret geht es z.B. darum, dass ich es (natürlich) total okay finde, wenn er erst steif wird, dann aber doch wieder nicht und dann auch keine Penetration stattfindet. Ich will eigentlich, dass wir einfach beide unseren Impulsen folgen (natürlich aufeinander achtend) und nicht irgendwas aus Verpflichtungsgefühl machen.
Aber ich habe Angst, das zu sehr zu betonen, weil ich schon bei kleinen Äußerungen merke, dass er abwiegelt und sich nicht damit auseinandersetzen möchte. Ich glaube, er begreift solche Äußerungen als Angriff auf seine „Männlichkeit“, quasi die Unterstellung, er sei nicht potent genug. Was kann man da tun?
Wir antworteten
Liebe Fragende,
vielen Dank für diese wohl höchst repräsentative Frage,
Wir denken, dass Luststörungen, egal ob beim Mann oder der Frau, egal ob sie sich „physisch“ oder „psychisch“ zeigen, ein deutlicher Indikator dafür sind, dass die Seele und damit auch die Beziehung mit unausgesprochenen Dingen belastet ist. So wird natürlich das Thema selbst auch sofort zum Bumerang und zu einem Teufelskreis. Für uns ist das regelmäßige und kompetente Zwiegespräch das Potenzmittel Nummer eins – weil es die Beziehung gesund und up-to-date hält.
Kompetente Kommunikation ist aber leider für viele Menschen etwas sehr be-fremd-liches und mit großen Widerständen behaftet. Auf einmal soll man sich seine Schatten angucken und in Worte fassen, echt eklig! So als würde man detailgetreue Portraits von seinem täglichen Stuhlgang malen. Wenn Du also einen Partner hast, der lieber in seiner Komfortzone bleiben möchte, versuche ihn spielerisch mit dem Konzept vertraut zu machen. Fang nicht mit den heißen Eisen wie Sexualität an sondern biete ihm was an, was ihm gut tut, z.B. dass er ein Ritual oder ein Spiel bekommt um seinen Arbeitsfrust los zu werden, ohne Sorge haben zu müssen, dass er Dir damit auf die Nerven geht.
Unser Ritual funktioniert so:
1. Nehmt euch Zeit mind. 2 Stunden (besser 4, dann habt ihr noch Zeit, gemeinsam die entstandene Herz-Intimität genüsslich auszukosten) und einen geschützten Raum. Keine Störungen, Handys aus, nicht zu spät oder zu früh am Tag, wo ihr eigentlich tot-müde oder gestresst seid.
2. Person A bekommt 5 Minuten Redezeit, mit Eieruhr oder App („Zen-Timer“ ist schön). Sie versucht möglichst nur von sich selbst zu sprechen, eigene Gedanken, Emotionen, Beobachtungen, Interpretationen von Beobachtungen, Körperempfindungen, Wünsche und Ängste sprachlich klar zu kennzeichnen („Ich denke…“, „Ich fühle…“, „daraus schließe ich…“ usw.). Vermeide Verallgemeinerungen wie „immer“, „nie“, „überall“, „ständig“, „dauernd“… Dies sind „weiche Regeln“, mit denen A sich am Anfang nicht überfordern sollte. Es braucht Übung, und es geht nicht darum, dass B „kontrolliert“ ob A das richtig macht – liebevolles, spielerisches unterstützen ist aber erlaubt. 🙂
3. Person B hört NUR zu und kommentiert GAR NICHT, weder verbal noch nonverbal. Kein Wort, Kein Nicken, kein „Mmhmm“, bleibt aber die ganze Zeit in einer ruhigen, zugewandten, offenen Körperhaltung mit Augenkontakt. Versuch nicht Dich anzustrengen Dir alles zu merken was Du hörst, das passiert ganz von selbst, wenn Du das, was Du hörst, siehst, fühlst und riechst einfach in Dich hinein fließen lässt. Es gibt nichts zu tun.
4. Nach den fünf Minuten (bei Ermüdung kann man auf drei Minuten verkürzen), spürt B nach, erinnert sich und gibt A mit eigenen Worten wieder, was sie gehört hat. B bemüht sich dabei redlich, nichts zu kommentieren, nichts zu bewerten, nichts zu interpretieren, nichts hinzuzufügen und nichts wegzulassen. Einfach: „Okay, ich habe gehört, Du…“.
5. Wenn A sich daraufhin richtig gehört fühlt, bestätigt sie dies mit „Ich fühle mich gehört.“ Wenn nicht, ergänzt oder korrigiert sie, B gibt die Korrekturen so lange wieder, bis A sich wirklich im Herzen gehört fühlt. Danach tauscht ihr die Rollen und kehrt zurück zu Nr. 2.
6. Es kann beliebig viele Zyklen geben. Das Zwiegespräch endet bei uns in der Regel dann, wenn auf beiden Seiten der Unterleib wie von selbst zu prickeln beginnt, durch den vielen Augenkontakt, und das breite Grinsen die Oberhand gewinnt; ein sicheres Zeichen dafür, dass für den Augenblick nichts wichtiges mehr zwischen uns steht. Der Weg dorthin kann aber durchaus steinig sein.
7. Wenn das Zwiegespräch als Tool für euch gut funktioniert, macht gleich den nächsten verbindlichen Termin aus – am Anfang empfehlen wir einmal die Woche. Wenn es für euch nicht funktioniert, sprecht drüber, wandelt es ab oder schaut, was ihr alternativ als nächstes ausprobieren wollt.
Der Effekt ist enorm, denn dieser faire, geschützte Rahmen kann euch sehr tief ins Vertrauen führen. Wichtig ist, dass ihr wirklich gegenseitige Sicherheit vereinbart, dass z.B. nichts rausgetratscht wird, dass alle Gefühle da, sicht- und hörbar sein dürfen, und auch wenn einer mal schreien oder fluchen muss, sollte der andere versuchen einfach den Raum dafür zu halten und mit dem Herzen zuzuhören. Anstatt den Angriff in den Worten zu hören, versuche, die Not des Gegenüber mitfühlend wahrzunehmen und lass Dich davon berühren.
Und wenn Du schließlich Dein geschildertes Problem ansprichst, sprich vor allem über Dich. Sprich erst einmal von Deiner großen Angst darüber zu sprechen, davor, er könnte sich zurück ziehen, von den Erfahrungen Deiner Vergangenheit, und schildere nachfühlbar, was das mit Dir tut. Denn so entsteht bei Deinem Mann automatisch Empathie und damit Eigenmotivation von sich aus die Dinge anzuschauen und Lösungen zu entwickeln. DAS ist der Schlüssel, dass Du ihn seine eigenen Themen auch selbst Lösungen finden lässt und Dich nur zeigst mit Deinem sein.
Wenn ihr auf dieser Kopf/Gefühlsebene regelmäßig diese „Kanalarbeit“ betreibt, dann machen auch allerlei tantrische Rituale wie bspw. Atemrituale oder auch „Slowsex“ Sinn um eure Sexualität weiter auszubauen und zu intensivieren. Aber das Vertrauen und die seelische Intimität kommt zuerst. Letztere ist nämlich die Essenz der Erotik.
Viel Erfolg und viel Spaß dabei!
Tandana & Chono
P.S. Später beschreiben wir diese Methode ausführlich in unserem Buch die Buddha-Beziehung
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Wir schreiben über das Wilde Leben. Tantra, Coaching, Beratung, Körperarbeit, Atemtherapie, Improtheater, Tantramassage und schamanische Arbeit – all das will im Kern eine starke und glückliche Persönlichkeit auf dem Sockel einer geheilten Sexualität entfalten.
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